Schiff

STANMER– die Verbindung in die neue Zeit


Die STANMER war ein Dreimast-Segler, 1817  in Flushing bei Falmouth/Cornwall vom Stapel gelaufen. Das Schiff gehörte Robert Shuttleworth Sutton, Kapitän beim Falmouth Packet Service.


Der Falmouth Packet Service  unterhielt mehrere Dutzend Schiffe seit ca. 1750, die von England aus die englischen Stützpunkte und Häfen im Süd- und Nordatlantik anfuhren. Man nannte diese Schiffe auch "Packets". Sie transportierten Menschen, Fracht und Post zwischen der alten Welt Europa und der neuen Welt Amerika.


Auswanderung in die neue Welt


Viele Auswanderer machten sich auf solchen Schiffen „mit einem Koffer voller Hoffnung“ auf den Weg in die neue Welt – ohne zu wissen, was sie am Ziel erwartet oder ob sie diese jemals erreichen würden.


Die Überfahrt erforderte von den Mitreisenden Mut. Oftmals war es der Mut der Verzweiflung, weil das Leben in der alten Welt Europa so schwierig geworden war - mit den vielen Kriegen, der Armut, dem Mangel und der Unterdrückung durch die überall lauernden machthungrigen Eliten.  


Rechts oben im Bild ein Schwesterschiff der STANMER, die WALSINGHAM (gefunden in "Falmouth Packet Archives")


Diese Überfahrten waren beschwerlich und gefährlich. So mancher Passagier war den erheblichen Belastungen durch Seegang, Wetter und schwierige Umstände an Bord nicht gewachsen. Auch erreichte nicht jedes Schiff den Zielhafen und oft mussten abenteuerliche Umwege genommen werden. So manche Überfahrt endete in einem schweren Sturm, an den Klippen einer Küste oder in Piratenhand. Sutton verlor sein erstes Schiff, die "WINDSOR CASTLE" 1810 in der Karibik durch einen Piratenüberfall.


Die Schiffe fuhren regelmäßig auf den Routen zwischen Falmouth in Südengland und Rio de Janeiro – New York – Boston – Halifax, später auch auf der kurzen Route zwischen Falmouth und Lissabon. Die Fahrt nach Amerika hin und zurück dauerte zwei bis vier Monate. Die unter den Kapitänen des Packet Service beliebte Route Falmouth – Lissabon und zurück schafften die Segler dieser Zeit in zwei Wochen.


Packet-Schiffe wie die STANMER  waren für die damalige Zeit schon sehr komfortabel. Kabinen für die Passagiere, auch eine Toilette, alles unter Deck. Die STANMER hatte bei einer Gesamtlänge von etwa 40 Metern ein Gewicht von 180 Tonnen und hatte drei Decks. Das Schiff fuhr von 1817 bis 1835 ohne größere Zwischenfälle, in der damaligen Zeit für ein Schiff  dieser Klasse und ganz aus Holz gebaut eine außerordentliche Leistung.


Die Zeit dieser Segler ging mit dem Aufkommen der Dampfschiffe ab 1850 langsam zu Ende. So war auch die STANMER eines der letzten Segelschiffe im Dienst des Falmouth Packet Service.



Captain Sutton,

geboren 1779 als Sohn eines Crosschannel Captains, begann seine Karriere 1802 als junger Kapitän im Alter von 23 Jahren und hatte  bis 1815 das Kommando über den Dreimaster WINDSOR CASTLE, danach noch für zwei Jahre zeitweise über das Schiff Hinchinbrook. Die Windsor Castle erlebte zwei Überfälle durch Piraten, den ersten 1807 unter dem Kommando von Captain William Rogers und den zweiten 1815, bei dem Captain Sutton das Schiff an die Piraten verlor. 


Von 1815 bis 1817 ließ er mit finanzieller Beteiligung einiger Partner sein eigenes Schiff in der Werft bei Flushing/Falmouth bauen – die STANMER.


Er befehligte sein Schiff seit dem Stapellauf 1817 bis 1835, die gesamte Zeit ohne die sonst in der damaligen Seefahrt bekannten Probleme mit Piraten. 1836 ging er in den verdienten Ruhestand.


Die STANMER wurde an eine portugiesische Fischereigesellschaft verkauft. Sutton starb 1842 im Kreis seiner großen Familie.


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